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Ein Leben für die Musik! Und für die Gitarre! So könnte ein vorschnelles Fazit lauten, wenn man STEINMANNs musikalischen Werdegang nur mal schnell und nebenbei überfliegt. Denn wie viele Gitarristen seiner Generation waren es auch bei ihm die Guitar Heroes der 80er und 90er, die ihn zu den 6 Saiten brachten.
Helden wie Joe Satriani etwa, oder der bleibende Eindruck, den ein Gary Moore auf seinem 1990er Album „Still got the Blues“ hinterließ, als er Millionen von aufstrebenden Hardrock- und Metal Gitarristen eine große Tür zu den Wurzeln fast aller populärer Musik öffnete: dem Blues. Und es gab noch einen anderen Gitarristen, der den im beschaulichen Minden geborenen Musiker nachhaltig prägte und der ihm nie wieder aus den Kopf gehen sollte: Eddie Van Halen. Die Verehrung für den Virtuosen ließ ihn sogar selbst T-Shirts mit Van Halen-Logo gestalten.
Doch dass STEINMANN die Musik schon nach kurzer Zeit nicht nur als Hobby, sondern viel mehr als einen besonderen Weg schätzen lernte, seine Gefühle und Gedanken auszudrücken, lag an jemand anderem. Sein leider viel zu früh verstorbener Lehrer und Freund Eddie Tonagel sah von Anfang an STEINMANNs Talent, sorgte für Probe- und Auftrittsmöglichkeiten und noch viel wichtiger: Er versorgte ihn kontinuierlich mit Inspiration und hatte dabei immer auch reichlich Motivation im Gepäck, wenn es mal nicht so richtig lief.
Tonagel war auch so etwas wie der heimliche Motor hinter STEINMANNs erster Band ROCKING CHAIR, die als Schulband startete und dann gleich mächtig durchstartete. Man erspielte sich in kurzer Zeit Kultstatus in der Heimatstadt, gewann Talentwettbewerbe und schnupperte auf einer Tour durch Weißrussland erstmals ein bisschen am unwiderstehlichen Duft des Rock‘n‘Roll Fames.
Doch STEINMANN hob nicht ab. Während er stundenlang mit Hilfe von Peter Fischers „Masters of Rock Guitar“ die Geheimnisse großer Gitarristen dechiffrierte, machte er sein Abitur. Auch daran soll Tonagel durchaus seinen Anteil haben. Er lehrte den jungen STEINMANN, dass man als Musiker die Fähigkeit erlernen muss, im richtigen Moment zu fliegen! Aber er lehrte ihn auch, dass man immer wieder auf den Boden zurückkehren muss, wenn man als Mensch überleben will.
Mit dem Ende der Schulzeit trennten sich langsam auch die Wege der Band und STEINMANN wurde schon in jungen Jahren ein gesuchter Gitarrist in der Mindener Szene. Musiker, die nur ein paar Jahre älter waren als er selbst, wollten den für sie blutjungen „local hero“ unbedingt in ihrer Formation haben.
Doch STEINMANN erkannte, dass die Zeit der - wie er es selbst sagt - „Angeber“ mit dem Siegeszug des Grunge ein jähes Ende nahm und beschloss, ganz neue Erfahrungen zu sammeln. Und so rieben sich nicht wenige die Augen, als er plötzlich mit dem Mindener Deutschrocker Karsten „Pelle“ Strack auf Zeltfesten auftauchte, um dort den feierfreudigen Ostwestfalen mit einem „bunten Strauß Tanzmusik“ lange Nächte zu ermöglichen. Dabei tat er etwas, was seine Karriere nachhaltig verändern sollte: Er schnappte sich ein Mikrofon und begann zu singen!
Schnell war allen klar, dass STEINMANN mehr konnte, als Schlager oder Pop, weil er mit einer einzigartigen Stimme gesegnet war: Rau und kraftvoll, mit einem gewaltigen tonalen Umfang und der seltenen Fähigkeit zum und viel Lust am Shouten. In den vielen Stunden vor einem Publikum, dass vor allem auf ein paar lustige Stunden aus ist, lernte er, dass man als Musiker nicht nur viel können, sondern auch viel zeigen muss: Der Performer STEINMANN war geboren.
Mit vielen neuen Erfahrungen und viel Energie startete er dann in ein neues Abenteuer: KABOOM waren geboren! Und erneut zeigte sich: In STEINMANN steckt viel Energie. Und viele Ideen, die sich (noch) nicht verwirklichen ließen.
Doch es gehört auch zum Profil des Musikers, dass er immer dann, wenn sich alle an seine neue Rolle gewöhnt haben, auf eine neue musikalische Reise aufmacht. Und die nächste führte in zurück zu den Wurzeln der posenden Zunft, allerdings zu besonders geschmackvollen: Bei der Iron Maiden-Tribute Band THE TROOPERS zupfte er zunächst die Saiten, bevor er auch dort das Mikrofon in die Hand nahm und den variablen Gesang eines Bruce Dickinson meisterlich auf seine Art umsetzte.
Nach vielen umjubelten Auftritten in Deutschland und den Niederlanden war dann Schluss. Vorerst sogar ganz. Seine Stimme nahm ihm die auch körperliche Anstrengung des Shoutens übel. So musste er wohl oder übel eine Zwangspause einlegen.
Nach seinem Umzug ins Ruhrgebiet wagte er sich vorsichtig wieder auf die Bühne, stieg bei der Top 40-Band „Les Astres“ ein und war plötzlich sogar auf Borneo also Gitarrist der Johnny Cash Tribute Band Joe Sander & Friends - A Johny Cash Experience. Bevor Corona einer ganzen Branche den Strom abdrehte, stieg er außerdem bei der 70er Glamrock-Band „Major Healey“ ein.
Diese Zwangspause sollte zum Glücksfall werden. Denn nachdem er sich bereits vorher mit dem Home Recording beschäftigt hatte, standen ihm nun nicht nur die technischen Möglichkeiten zur Verfügung. Nun hatte er auch die Zeit, sich einem lange geplanten Projekt zu widmen: seinem ersten Solo-Album.
Die Reise durch 30 Jahre musikalisches Wirken begann. Dabei grub STEINMANN musikalische Schätze aus seiner Frühphase aus und er schrieb Songs zu Ende, die seit Jahren in seinem Kopf ins Freie drängten. Harte Gitarrenriffs, prall mit Sehnsucht und Leidenschaft gefüllte Soli, druckvoller Gesang: Das alles wollte in eine Form gegossen werden.
Doch STEINMANN entdeckte auch eine brüchige Seite in sich. Das alles macht sein schlicht mit STEINMANN DONE! betiteltes Solo-Debüt zu einem Erlebnis, das man wieder und wieder hören möchte. Doch das ist nicht mehr Teil seiner Vergangenheit.
STEINMANN ist angekommen. Bei sich. Und bei seinen Hörern.
Eddie Tonagel wäre wohl stolz auf ihn.
Andreas Schöneberg - Mai 2021